Jörg Depentahl, Dozent Chiropraktik Campus

Quelle/Fotograf: Jörg Depenthal

Jörg Depenthal zum Brückenschlag zwischen Chiropraktik und Osteopathie

Mein gesamter therapeutischer Werdegang bildet sich letztlich in der Entwicklung der Integralen Chiropraktik Depenthal® (ICD) ab. Mit dieser Methode habe ich bereits Tausende Behandlungen durchführen und Menschen mit unterschiedlichsten Beschwerden helfen können. Ausgangspunkt für die Entwicklung der ICD war mein Anliegen, die Amerikanische Chiropraktik sinnvoll um Elemente aus der Osteopathie zu erweitern. Denn letzten Endes zielen beide Methoden darauf ab, den Körper ganzheitlich zu betrachten und ihm wieder zu optimalen Bewegungs- und Kommunikationsmöglichkeiten zu verhelfen. Dazu orientiert sich die ICD an den Grundpfeilern der Chiropraktik: Sie bietet eine schnelle und gezielte Diagnostik, um Subluxationen bzw. Läsionsketten aufzudecken. Ziel ist, diese dann dem Nervensystem mit wenigen Impulsen zur Aufmerksamkeit zu bringen. Unter Einbeziehung des osteopathischen Wissens entwickelte ich dann eine Technik, die eine einfache Integration der Organe in chiropraktische Justierungen ermöglicht – auch mit Instrumenten wie dem Droptable. Dabei ist die ICD sowohl für Berufseinsteiger als auch erfahrene Chiropraktiker leicht erlernbar.

Mit neuen Techniken der Diagnostik wie General Listening, manuelle Thermodiagnostik und ‚mind challenge‘ öffnete mir Jörg Depenthal gleich mehrere Türen in faszinierende Facetten des chiropraktischen Handelns.
Prof. Dr. med. Martin Walz, Arzt für Orthopädie und Chiropraktiker

Auf der Suche nach Antworten

Seit nunmehr 30 Jahren arbeite ich mit den Händen. Dass mir diese Art der Arbeit Freude macht, merkte ich bereits in meiner Ausbildung zum Physiotherapeuten Ende der 80er Jahre. Nachdem ich meine erste Praxis eröffnet hatte, suchte ich nach einer besonders schnellen und effektiven Methode, um Patienten zu helfen – so kam ich zur Amerikanischen Chiropraktik. Sie fasziniert mich bis heute, weil auf eine Handlung ein direktes Ergebnis folgt. Mit Mark Styers lernte ich dann die Philosophie der ganzheitlichen Betrachtung des Menschen kennen: Psyche, Geist und Biochemie stehen in Verbindung zueinander und sind Teil eines Systems. Dieser Gedanke änderte alles für mich. Ich fing an, tiefer in die Materie einzusteigen und mir Fragen nach dem „Warum“ zu stellen. Wenn ich an einer bestimmten Stelle des Körpers einen Impuls setze, passiert etwas. Aber weshalb? Es war mir wichtig, das System, das „große Ganze“ zu verstehen. Über Freunde kam ich zu Jean-Pierre Barral (DO), einem der weltweit renommiertesten therapeutischen Osteopathen. Nachdem ich sieben Jahre lang seine Kurse besucht hatte, gelangte ich zu der Erkenntnis, dass der Schlüssel zum Behandlungserfolg für mich in der Symbiose chiropraktischer und osteopathischer Techniken liegt. Aus meiner Sicht reicht es nicht aus, nur eine dieser Perspektiven einzunehmen. Denn am Ende des Tages geht es darum, den schnellsten und effektivsten Weg zu finden, um dem Patienten zu helfen. Dazu braucht es meiner Erfahrung nach ebenso gezielte Impulse wie eine ausführliche, auch organbezogene Diagnose. Unter Einbeziehung sowohl der Essenzen der Chiropraktik als auch der Osteopathie habe ich dann aus meiner langjährigen Praxiserfahrung heraus die Integrale Chiropraktik Depenthal® entwickelt.

Ganzheitliche Betrachtung

Die Philosophie der ICD beinhaltet die Betrachtung des ganzen Menschen und aller Faktoren, die zu seiner Gesundheit beitragen. Wenn Patienten mit ihren Problemen zu mir kommen, interessiert mich, warum ihr Körper nicht in der Lage ist, sich selbst zu heilen. Um dies heraus zu finden, gibt die ICD klar vor, wo ich mit der Behandlung anfangen muss und wie Nervensystem und Organe miteinander verknüpft sind. Denn beispielsweise kann die Ursache für ein Problem an der Wirbelsäule auch ein hochstehendes Zwerchfell sein, das immer wieder Stress im Nervensystem produziert. Mit den Organen ist es ähnlich wie mit der Wirbelsäule, letztendlich geht es um Bewegung: Jedes Organ bewegt sich in einer Achse und in einer Umhüllung von Faszien und Geweben. Wenn das Organ dort nicht mehr in der Lage ist, sich zu bewegen, kann es nicht richtig funktionieren. Wichtig ist mir dabei, gezielte Impulse setzen zu können, die einfach und schnell in chiropraktische Justierungen von wenigen Minuten einzubinden sind. Zusätzlich bietet die ICD ein Diagnosesystem, das klar zur Läsionskette führt und Handlungsschritte vorgibt. Und genau wie wir bei der Wirbelsäule durch den Leg-Check sehen können, dass sich das Rückenmark entspannt hat, können wir dann über die Bauchdecke feststellen, ob ein Organ sich entspannt hat.

Einladung zum Perspektivwechsel

Zu lernen, wie ich als Chiropraktiker auch Organe justiere, ist daher Teil der ICD-Seminare. Mein Anspruch ist, dass jeder das Gelernte nicht nur in der Theorie kennt, sondern auch sofort umsetzen kann. Deshalb passt meine Seminarreihe auch sehr gut zum Angebot des Chiropraktik Campus. Um wirklich in die Tiefe gehen zu können, ist das Seminar in drei Themenbereiche aufgeteilt. Teil 1 behandelt Thorax und Abdomen, Teil 2 dreht sich um das Becken und den gynäkologischen Bereich und Teil 3 befasst sich mit den cranialen Nerven. Alle Seminare sind sowohl für Anfänger als auch erfahrene Chiropraktiker geeignet. Einzige Voraussetzung ist neben einem Grundverständnis des menschlichen Körpers die Bereitschaft, sich auf etwas Neues einzulassen. Vor Kurzem sagte ein Professor für Orthopädie nach einem unserer Seminare zu mir, er habe eine ganz neue Welt kennengelernt. Solche Erfahrungen geben mir Bestätigung und die Motivation, diesen Ansatz weiter zu verfolgen. Es freut mich, ihn als Teil des Teams von Chiropraktik Campus lehren zu können, der die Philosophie eines ganzheitlichen Ansatzes ebenso verfolgt. Uns allen ist daran gelegen, Chiropraktik immer weiter zu entwickeln, Techniken noch mehr auf den Punkt zu bringen und ihre wachsende Popularität zu fördern. Trotz des derzeitigen Hypes sollten wir aber nie sagen: „Wir wissen es besser als alle anderen.“ Es geht darum, neugierig zu bleiben und die Augen offen zu halten.

veröffentlicht im Dezember 2015