Kai Haselmeyer, wissenschaftlicher Leiter von Chiropraktik Campus

Quelle/Fotograf: Kai Haselmeyer

Hintergründe zur Kiso-Methode von Kai Haselmeyer, wissenschaftlicher Leiter von Chiropraktik Campus

„Einmal gesehen, sofort fasziniert und seitdem am Ball“, so beschreibt Chiropraktiker Kai Haselmeyer seine Begegnung mit der Kiso-Methode von Dr. Craig Cain (DC). Seinen Anfang nahm diese Geschichte 2012, als Haselmeyer via Youtube ein Video der Kiso-Methode ansah. Inzwischen arbeitet Craig Cain, der eigentlich auf Hawaii lebt, in der Göttinger Praxis von Kai Haselmeyer mit und Kai wiederum ist in Deutschland verantwortlicher Ansprechpartner für Kiso – eine perfekte Symbiose, um die Methode von Cain in Deutschland stärker in die Breite zu tragen. „Und das verdient sie allemal“, sagt Kai Haselmeyer, wissenschaftlicher Leiter des Ausbildungsinstituts Chiropraktik Campus. „Denn ich kenne kaum ein chiropraktisches Konzept, das eine solche Vielfalt an Behandlungsmöglichkeiten bietet wie die Kiso-Methode.“

Kiso: Was steckt dahinter? Eine Abgrenzung zu anderen Techniken

Was mit als erstes auffällt, ist die ungewöhnliche Benennung: Darin findet sich weder der Name eines Erfinders, noch ein konkreter Behandlungshinweis wie z.B. bei den Basistechniken FSST, SOT, TTPT oder CIT. „Kiso spiegelt als Begrifflichkeit die Idee hinter der Methode wider“, erläutert Haselmeyer. So setzt sich der Name aus zwei japanischen Silben zusammen, inspiriert durch Cains langjährige Arbeit in Japan: „Ki“ für „Energy“ und „so“ für „Foundation“, Kiso stehe also für „Foundation of Energy“.

Trotz dieser Anlehnung an japanische Methoden hat ein Großteil der Kiso-Justierungen seinen Ursprung ganz traditionell in den Gonstead-Techniken. Cain hat diese Standards modifiziert, indem er z.B. Techniken entwickelte, die ihm im Rahmen der traditionellen Methoden fehlten. Als Beispiel nennt Haselmeyer Behandlungen in Rückenlage, die in der Gonstead-Technik bei bestimmten Problemstellungen nicht vorgesehen sind, mit der Kiso-Methode dagegen schon. Neben diesen klassischen Justierungen bietet das Kiso-Konzept auch Non-Force-Techniken für jeden körperlichen Bereich. Dazu Kai Haselmeyer: „Das ist aus meiner Sicht eine der Besonderheiten von Kiso. Denn durch die nebeneinander stehenden Force- und Non-Force-Techniken kann der Chiropraktiker bei jeder Behandlung zwischen einer Impuls- und einer Non-Force-Technik wählen. Auf diese Weise kann ich sowohl die Bedürfnisse des Patienten als auch den spezifischen Zustand des Nervensystems mit in die Behandlung einbeziehen.“

Kiso-Methode: Patientenbedürfnisse und Neurologie im Fokus

Im Praxisalltag gibt es immer wieder Patienten, die nicht mit den klassischen Methoden behandelt werden können. Vielleicht haben sie Angst vor dem Knacken bei starken Impulsen. Möglicherweise macht auch ein Bandscheibenvorfall, Osteoporose, eine Schwangerschaft oder anderes eine alternative Behandlung notwendig. „Schwangere z.B. können ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr bäuchlings auf dem normalen Chiro-Table liegen. Sie werden mithilfe des sogenannten Kiso-Tisches, einem von Cain weiter entwickelten, speziellen Knee-Chest-Tisch, justiert.“ Auch für Bandscheibenpatienten sei der Kiso-Tisch eine gute Behandlungsmöglichkeit, da sie oft gar nicht mehr in der Lage seien, sich auf einen Behandlungstisch zu legen – Vierfüßlerstand oder Knien ginge dagegen eigentlich immer. „Auch für ängstliche Patienten sind die Non-Force-Techniken der Kiso-Methode ein echter Zugewinn“, so Haselmeyer, „weil es dann kein Geräusch gibt.“ Zur besseren Einschätzung hat Cain Schnelligkeit und Stärke der Kiso-Non-Force-Techniken mit denen klassischer Methoden verglichen. „Dabei hat sich gezeigt, dass selbst klassische Non-Force-Techniken wie z.B. die Aktivator-Methode im Gegensatz zu den Non-Force-Methoden von Kiso noch sehr kräftig und schnell erscheinen“, erläutert Haselmeyer. Cain entwickelte sogar rein energetische Non-Force-Techniken, inspiriert von japanischen Methoden, die er während seiner Zeit in Asien kennenlernte.

Neben diesem Aspekt bezieht Kiso in besonderem Maße die neurologische Situation des Patienten mit ein, indem die Behandlung u.a. speziell auf ein überreiztes oder lethargisches Nervensystem ausgerichtet sein kann. „Das sind z.B. Patienten, die mit der Diagnose Fibromyalgie, also chronischer Muskelschmerz, zu uns kommen, die schlicht die Folge eines stark übererregten, überreizten Nervensystem ist. Dies ist bei solchen Patienten häufig so empfindlich, dass ihr Körper auf normale Impulstechniken, besonders zu Anfang der Betreuung, nicht gut reagiert. Es ist schlicht zu viel Input. Dadurch kann es zu unerwünschten Verschlimmerungen ihres Zustandes kommen, da ihr Nervensystem die Force-Techniken noch nicht verarbeiten kann. Hier können dann die spezifischen Kiso-Non-Force-Techniken zum Einsatz kommen“, erklärt Kai Haselmeyer. Genauso eigne sich die Methode bei Patienten mit einem eher phlegmatischen, also untererregten, Nervensystem. Sie bräuchten einen stärkeren Impuls, um das energielose Muster zu durchbrechen. Dafür komme dann eher eine Kiso Force-Technik zum Einsatz.

„Aus meiner Sicht bietet keine Technik diese Vielfalt“, so Haselmeyer. „Die meisten Methoden konzentrieren sich entweder auf Force oder auf Non-Force, wenige vereinen beides in einem Konzept. Daher hat Kiso prinzipiell alles, was ich als Chiropraktiker an Behandlungstechniken brauche – sozusagen ein Rundum-sorglos-Paket“, fasst Kai Haselmeyer zusammen.

veröffentlicht im März 2016