Chiropraktiker Dr. Craig Cain (DC), Kiso-Seminar in Hamburg

Quelle/Fotograf: Chiropraktik Campus

Rückblick auf das Kiso-Seminar Teil 1

Dr. Craig Zion Cain (DC) gab letztes Wochenende (29.04. bis 1.05.) einen ersten tiefen Einblick in seine Überzeugungen und die von ihm entwickelte Kiso-Methode. Das englischsprachige Seminar setzte inhaltlich immer wieder überraschende Momente. So sagte er beispielsweise: „Flexion is the root of all evil“, also: „Flexion ist die Ursache allen Übels.“ Diese Kurzformel beschreibt für ihn eine ganze Palette von Fehlbelastungen, sowohl körperunfreundliches, extremes Vorbeugen als auch schlicht Alltagsfehler, die zum Beispiel in Überstreckungen münden. Aber vor allem anderen verdeutlichte Dr. Cain eins: den Wert präzisen Beobachtens in der Praxis, den „clinical observations“.

Grundsätzlich geht es bei Kiso um eine chiropraktische Methode, die sowohl das strukturelle System, das Nervensystem als auch das energetische System eines Patienten berücksichtigt. Die Methode wurde von Dr. Cain (DC) über einen Zeitraum von 20 Jahren und über 50.000 Behandlungssitzungen entwickelt. Seminar-Teilnehmer Dieter Funke aus Celle ist seit 46 Jahren als Chiropraktiker tätig und begrüßt den umfassenden Denkansatz der Kiso-Methode: „Das Konzept lässt sich wunderbar in meine tägliche Praxis übertragen. Es ist spannend, da es das eigene Handeln und chiropraktische Denken nochmal auffrischt.“ Dieser praktische Nutzen wurde gestützt durch ein breites Spektrum an theoretischen Grundlagen, die sich in der konzentrierten Atmosphäre widerspiegelte.

Und um das erfahrungsgeleitete Entdecken von Wissen geht es Dr. Cain schon lange. Seine Motivation ist immer Neugier: „Als Absolvent des Palmer College 1988 hatte ich eine Unmenge unbeantworteter Fragen. Also suchte ich nach Antworten. So entstand beispielsweise mein Konzept der primary und secondary soft spots. Damit wird unter anderem ein Phänomen lösbar, das viele Chiropraktiker kennen: Eine Subluxation kehrt trotz Korrektur in ihre Fehlstellung zurück.“

Die Kombination aus verschiedenen, teilweise adaptierten Testverfahren sowie Force- und None-Force-Techniken eignet sich dabei besonders auch für kleinere oder schwächere chiropraktisch Tätige. „Für mich zeigt sich der Nutzen deutlich für den Umgang mit schwergewichtigen Patienten“, betont Teilnehmerin Marei Schachschneider aus Hamburg.

In Deutschland ist Dr. Cain (DC) derzeit zusammen mit Kai Haselmeyer (Heilpraktiker) und seiner Frau Stephanie Haselmeyer (Ärztin) in der Chiropraxis Göttingen tätig. Darüber betreibt er Praxen in den USA und Japan. Auch chiropraktische Anfänger zeigen sich beeindruckt. Markus Richter wird gerade in der Göttinger Praxis ausgebildet. „Für mich ist Kiso vor allem eins: so logisch und einfach, dass man es kaum glauben kann. Dabei braucht es zwar eine solide theoretische Basis, aber auch die praktische Übung zeigt schnell, wie gut sie anwendbar ist.“ Einige Teilnehmer hatten das direkt selber erfahren dürfen, da Ischias-Beschwerden schon nach der ersten Behandlung im Rahmen des Seminars verschwanden.

Chiropraktik-Seminar zur Kiso-Methode bei Chiropraktik Campus

Quelle/Fotograf: Chiropraktik Campus

„Ich höre zunächst, mit welchen Schmerzen Patienten zu mir kommen. Schmerzmuster, Muskelvorspannungen und Einschränkungen der Beweglichkeit: Sie alle sind Signale des Körpers, Ausdruck des energetischen und neurologischen Status, die ich als Behandelnder lese, um im Abgleich die Ursache aufzuspüren“, erläutert Dr. Cain. Dazu gehört für ihn durchaus auch eine kurze Massage: „Meine Finger spüren den verschiedenen Auffälligkeiten nach: Verspannungen, unbeweglichen Wirbelregionen und auch schwammigen Gewebestrukturen. Zusammen ergeben sie ein klares diagnostisches Bild. Dabei kann ich alle Praktizierenden nur einladen, der eigenen Intuition zu folgen – sofern sie durch Wissen gestützt und geleitet ist“, erklärt Dr. Cain (DC). Eins betonte er immer wieder: Wichtig sei ihm die sanfte Arbeit im LWS-Segment, da hier die Muskulatur häufig sehr schwach und – bei Beschwerden – die Bandscheibe bereits angegriffen sei. Dabei würden gerade bei akuten und sehr verspannten, steifen Patienten die Non-Force-Techniken extrem erfolgreich wirken.

Kiso-Methode: Chiropraktik-Seminar mit Dr. Craig Cain (DC) in Hamburg

Quelle/Fotograf: Chiropraktik Campus

Die Kiso-Methode verfügt dafür über ein großes Arsenal an sehr schonenden, sanften Korrekturtechniken (ohne das in der Chiropraktik bekannte „knackende“ Geräusch), was auch ängstlichen Patienten hilft. Eine weitere Besonderheit der Kiso-Methode ist die Behandlung des Patienten auf einer speziellen Knie-Bank, der sogenannten Kiso-Bench, mittels eines oszillierenden Impulses, während die Wirbelsäule des Patienten sich in vollkommen entspannter Position befindet. Dadurch lassen sich Subluxationen sehr effektiv behandeln. Da der Patient nicht gedreht werden muss, sind die Techniken auch bei akuten Bandscheibenbeschwerden ausgezeichnet geeignet.

Im Bereich der Halswirbelsäule existieren in der Kiso-Methode ganz eigene Ansätze zum schnellen und effektiven Lösen von Hypersympatikotonie (Angriff- oder Flucht-Mechanismus). Der HWS-Bereich wird auch im Zentrum des nächsten Seminars stehen. „Ich freue mich extrem auf dieses Thema, besonders da ich beständig Patienten mit der unter anderem Smartphone bedingten Forward-Head-Posture habe“, betont Teilnehmerin Marei Schachschneider.

veröffentlicht im Mai 2016