Effektive Justierungen im Kontext von Wissenschaft, Philosophie und Kunst

Chiropraktik Campus im Gespräch mit Dr. Patrick McMahon (DC) und Dr. Aaron Morris (DC)

Chiropraktik Campus Syntropy Chiropractic Training Aaron Morris und Patrick McMahon

Quelle/Fotograf: Chiropraktik Campus

Aaron Morris und Patrick McMahon, beide langjährig erfahrene Chiropraktoren aus den USA, leben die vitalistische Philosophie. Ebenso spielen biomechanisches Know-how und technische Fertigkeiten eine entscheidende Rolle in ihren Kursen. Wichtigster Punkt aber sind die Chiropraktoren selbst, ihr „State of Mind“. Im Gespräch mit Chiropraktik Campus erzählen Patrick und Aaron mehr zu ihrer Sichtweise auf die Chiropraktik und ihrem auf dieser Basis entwickelten Syntropy Chiropractic Training.

Ihr seid als Dozenten im Master-Studium dabei. Wie beurteilt ihr den Stellenwert von Wissenschaft in der Chiropraktik?

Aaron Morris: Wissenschaft ist natürlich wichtig. Wichtig ist aber auch zu unterscheiden, wofür Wissenschaft betrieben wird: Um Symptome und Krankheiten zu behandeln oder um positive physiologische Veränderungen des gesamten Organismus zu erforschen? Chiropraktik steht aus unserer Sicht klar für Letzteres, denn sie möchte Gesundheit und Wohlbefinden fördern. Wenn wir aber versuchen, Chiropraktik aus einem rein medizinisch-mechanistischen Blickwinkel zu studieren – was wir als Ansatz vor allem außerhalb Deutschlands beobachten –, kommen wir weg von dem, was Chiropraktik ausmacht. Vor diesem Hintergrund verlieren sowohl die Kunst der Justierung als auch die Philosophie in vielen Angeboten zur Chiropraktik-Ausbildung immer mehr an Bedeutung. Beides muss aus unserer Sicht dringend wieder mehr in den Mittelpunkt rücken. Für uns war das ein wichtiger Beweggrund, das Syntropy Chiropractic Training zu entwickeln.

Patrick McMahon: Mit dieser Sichtweise und dem Anspruch an die Chiropraktik sind wir beim Campus gut aufgehoben. Wir teilen diese vitalistische Perspektive und freuen uns daher sehr, dass wir als Dozenten im Rahmen des Master-Studiums dabei sind. Es macht uns wirklich großen Spaß, mit euch zusammenzuarbeiten!

Wie setzt ihr das Mehr an Philosophie und Kunst der Justierung im Syntropy Chiropractic Training um? Was macht euren Ansatz aus?

Patrick McMahon: Einer unserer Studenten sagte einmal: „Ich wusste nicht, dass Justieren so einfach und effizient sein kann.“ Was wir gemacht haben, um dahin zu kommen? Wir haben uns über 20 Jahre lang genau angesehen, wie die Master vorgehen: Was genau machen sie bei der Justierung? Wie bewegen sie sich? Wie bereiten sie sich und den Patienten auf die Justierung vor? Auf Basis dieser Fragen haben wir versucht, etwas zu vereinfachen, das in sich sehr komplex ist – und wir konnten beobachten, dass es funktioniert: Viele Schüler zeigen deutlich schneller Fortschritte, wenn wir das Syntropy Chiropractic Training anwenden.

Eine Besonderheit unseres Ansatzes ist dabei der Fokus auf den Chiropraktor – und zwar nicht ausschließlich auf seine technischen Fertigkeiten und sein biomechanisch-anatomisches Wissen, sondern auch auf seinen „State of mind“. Unsere Überzeugung: Wir können nicht spüren, was mit jemandem los ist, wenn wir gestresst sind, und: Sind wir gestresst, sind unsere Justierungen weniger effektiv. Daher müssen wir lernen, uns von unserem Stress freizumachen, konzentriert und zentriert zu sein. Das ist unserer Meinung nach der wichtigste und gleichzeitig einer der schwierigsten Aspekte bei der Justierung und zentraler Bestandteil des Syntropy Chiropractic Trainings.

Aaron Morris: „Syntropy“ meint dabei das Gegenteil von Entropie. Vereinfacht gesagt: Während Entropie zerstört, baut Syntropie auf. Sie steht für Leben, Wachstum, Konzentration und Organisation – im Grunde für das, was viele in der Chiropraktik als „innate“ kennen. Und mit eben dieser Überzeugung, dieser Energie, arbeitet Syntropy Chiropractic Training.

Chiropraktik Campus Master-Studium mit Syntropy Chiropractic Training Aaron Morris und Patrick McMahon

Quelle/Fotograf: Chiropraktik Campus

Dafür braucht es aber den beschriebenen Fokus auf den Chiropraktor. Sein Zustand ist entscheidend für die Effektivität der Justierung. Das üben wir auch in unseren Kursen, zum Beispiel durch spezielle Bewegungen, Atemtechniken oder Meditation. Und selbstverständlich sind fundiertes Wissen über die Biomechanik des menschlichen Körpers und wie sich das, was ich als Chiropraktor tue, darauf auswirkt – u.a. belegt durch wissenschaftliche Untersuchungen – dabei genauso elementar wie gute Technik-Skills. Aber weder das Wissen um anatomische Zusammenhänge noch technische Fertigkeiten allein reichen aus, um im Sinne von Syntropie – bzw. innate – justieren zu können. Wir Chiropraktoren müssen uns bzw. unserem Zustand mehr Bedeutung beimessen. Nur so können wir das Maximum für unsere Patienten herausholen.

Vielen Dank euch beiden für das Gespräch – und für ein fantastisches Master-Modul, das uns alle begeistert und inspiriert hat. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit euch!

veröffentlicht im März 2018